Den Neubau einer Kaffeerösterei mit Kaffeehaus nutzte das Bauunternehmen Schmack Bau GmbH erfolgreich als Einstieg in die papierlose Baustelle (BIM2Field).
Tradition trifft Moderne: Mit fast 100-jähriger Firmengeschichte ist das Unternehmen Rehorik in Regensburg eine Institution in Sachen Kaffee und Feinkost. Die Errichtung des neuen Standorts durch die Schmack Bau GmbH erfolgte dennoch zukunftsgewandt nach den neuesten Methoden, die die Baubranche zu bieten hat. In Zusammenarbeit mit Doka wickelte das Bauunternehmen die Schalungsplanung komplett digital in BIM ab. Mehr noch: Nach dem Motto "Zum Mitnehmen, bitte!" wurde erstmals auch auf der Baustelle zur Koordinierung der Schalungsabläufe papierlos mit 3D-Modellen gearbeitet (BIM2Field).
Gebäudetyp
Mehrzweckgebäude (Kaffeerösterei mit Lager und Kaffeehaus)
Herausforderung
Einstieg in die papierlose Baustelle (BIM2Field)
Deckenhöhe bis zu 7 m mit Unterzügen auf über 30 m Länge, die in einem Betonierabschnitt herzustellen waren
Lösung
Nutzung von 3D-Modellen zur effizienten Koordination der Schalungsabläufe
Punktgenaue Lösung für die Decken-Unterstellung mittels Staxo 100-Türmen
Mit der zunehmenden Digitalisierung der Bauwirtschaft findet auch virtuelle Schalungsplanung in BIM (Building Information Modeling) immer breitere Anwendung. Dass die virtuellen Modelle aber auch ihren Weg auf die Baustelle finden und dort traditionelle Pläne ersetzen – im Fachjargon BIM2Field –, ist noch immer die Ausnahme. Im oberpfälzischen Regensburg geht Luitpold Gerl von der Schmack Bau GmbH aber schon immer mit der Zeit und ist offen für die Möglichkeiten, die der digitale Wandel in Sachen Produktivitätssteigerung zu bieten hat: "Alles, was uns dabei hilft, unsere Projekte wirtschaftlicher abzuwickeln ist für uns interessant. Digitale Schalungsplanung ist da definitiv ein vielversprechender Hebel."
Mit dem Neubau einer Kaffeerösterei mit Lager und angeschlossenem Kaffeehaus bot sich ihm und seinem Team ein ideales Pilotprojekt, um gemeinsam mit Doka den Schritt zur papierlosen Baustelle zu wagen. Ideal deshalb, weil das Bauvorhaben bei aller architektonischen Raffinesse aus schalungstechnischer Sicht weitestgehend Standard und insofern für alle Projektbeteiligten "überschaubar" war. Vor allem auch die Baustellenmannschaft konnte sich beim Ein- und Ausschalen auf ihr Knowhow verlassen und anhand bekannter, eingespielter Abläufe testen, welchen zusätzlichen Nutzen die Arbeit mit 3D-Modellen liefert.
"Alles, was uns dabei hilft, unsere Projekte wirtschaftlicher abzuwickeln ist für uns interessant. Digitale Schalungsplanung ist da definitiv ein vielversprechender Hebel."
Die BIM-Planung für das Projekt übernahmen die Schalungstechniker von Doka. Auf Basis eines 3D-Bauwerksmodells, das mit der Planungssoftware Autodesk Revit© erstellt wurde, konnte über das Plugin DokaCAD for Revit in wenigen Schritten die optimale Doka-Schalungslösung hinzumodelliert werden. Die Wände wurden mit der Rahmenschalung Framax Xlife plus in Kombination mit Frami Xlife geplant. In der Decke kam die Träger-Deckenschalung Dokaflex zum Einsatz. Die ebenfalls im Entwurf enthaltenen Rundsäulen wurden mit der Säulenschalung RS umgesetzt. Vergleichsweise anspruchsvoll gestaltete sich die Traggerüstunterstellung für die über 7 m hohen Decken mit Unterzügen im Bereich des Kaffeehauses. Diese Unterstellung wurde mit Staxo-100-Türmen realisiert. Bei den über 30 m langen Unterzügen war zu beachten, dass sie aus statischen Gründen in einem einzigen Betonierbabschnitt herzustellen waren. Auch diese Anforderung fand Eingang in der digitalen Schalungsplanung.
Insgesamt wurden 20 Takte für die Arbeiten an der Schalung geplant. Pro Takt wurde jeweils ein 3D-Schalungsmodell erstellt und über eine CDE (Common Data Environment, hier BIM360) im offenen IFC-Format an den Kunden übermittelt. Von dort gelangten die virtuellen Modelle "to go" auf die Tablets der Verantwortlichen auf der Baustelle.
Im Gegensatz zur Arbeit mit Papierplänen erlaubte es das modellbasierte Vorgehen, das Bauwerk samt Schalung aus jeder beliebigen Perspektive und bis ins kleinste Detail zu betrachten, wenn nötig horizontale und vertikale Schnitte zu erstellen, sowie je nach Wunsch bestimmte Planbestandteile ein- oder auszublenden. Diese Anschaulichkeit sorgte nicht nur im Vorfeld dafür, dass die Schalungsabläufe besonders effizient, sprich mit optimierten Ressourcen- und Materialeinsatz geplant werden konnten. Auch während der Arbeiten selbst halfen Soll-Ist-Vergleiche mit dem "digitalen Zwilling" dabei, den Aufbau der Schalung und des Traggerüsts just-in-time zu prüfen, eventuelle Abweichungen schnell zu erkennen und ohne Zeitverluste zu beheben.
Mittlerweise ist das Bauvorhaben abgeschlossen und der Kaffee fließt am neuen Rehorik-Standort. Für Luitpold Gerl und sein Team war der Einstieg in die papierlose Baustelle ein voller Erfolg: "Wir hatten die virtuellen Pläne immer parat und kamen sofort super damit zurecht. Die Arbeit mit dem 3D-Modell war sehr anschaulich und dadurch leichter als mit althergebrachten Plänen. Besonders erstaunt waren wir, wie nah die virtuelle Ansicht an die echte kommt. Der Begriff digitaler Zwilling trifft es sehr gut. Und durch den Abgleich mit dem Modell wussten wir halt auch auf einen Blick: Passt alles!" Für zukünftige Projekte sieht Gerl auf jeden Fall eine Fortsetzung der modellbasierten Herangehensweise – ganz ohne "Zettelwirtschaft".
Das Bauvorhaben ist mittlerweile abgeschlossen, das Kaffeehaus eröffnet. Für die Schmack Bau GmbH ein erfolgreiches Pilotprojekt für die papierlose Baustelle.
Jahr der Fertigstellung
2022
Projektdauer
10 Monate
Land
Deutschland
PLZ
93055
Bauausführung
Schmack Bau GmbH
Bauherr
Irlmaut Immobilien GmbH
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