Das Forschungsgelände Garching im Münchner Norden erhält mit
GALILEO die langersehnte städtebauliche Mitte. Technisches Highlight ist
das Audimax, für dessen Errichtung Bauunternehmen und Doka die konventionelle
Hochbauweise auf den Kopf stellen mussten.
„Garchosibirsk“. Dieser Spitzname sagt viel über den
Campus der TU München jenseits der Stadtgrenze
aus. Hier wird viel geforscht, aber wenig gelebt.
Das ändert sich nun mit dem Bau von Büros und
Restaurants, Hotel und Gästehaus, Einzelhandel und
einer eigenen Brauerei sowie eines hochmodernen
Audimax. All das ist Teil der Neuen Mitte GALILEO.
Dabei ist der Bau selbst schon eine Wissenschaft
für sich. Während es bei den beiden Komplexen im
Norden und Süden der Anlage vor allem auf Schnelligkeit
ankam, stellte die Mitte mit dem Audimax
Bauunternehmung und Doka vor eine ungewöhnliche
Herausforderung: Der Hochbau musste quasi von
oben nach unten gebaut werden. Am Ende stecken
2.500 Stunden Doka-Engineering in GALILEO.
Die hängenden Decken von Garching
Insgesamt 9.500 t Betonstabstahl werden in
GALILEO verbaut, ein Großteil davon im Audimax.
Das ist aufgrund der Bauweise auch nötig,
schließlich hängen einige Bereiche des Bauwerks
in der Luft. Sie werden alleine von oben gehalten.
Für die Statik bedeutet das: Erst wenn die oberste
Decke fertig ist, trägt sich das Material in seiner
Gesamtheit. Für Doka hieß das: große Lasten
auf großen Höhen – die maximalen Stiellasten
reichten bis zu 88 kN bei Unterstellungshöhen
bis ca. 16,30 m. Zur Durchsteifung der hohen
Lasten, die zum Teil nachträglich und deshalb
manuell abgestützt werden mussten, setzte
man die besonders leichten, aber belastbaren
Alu‑Deckenstützen Eurex 100 plus ein, die bis zu
128 kN aufnehmen können. Zwischen den Geschossen
wurde die Last über Staxo-Traggerüste
geschultert. Für Lasten, bei denen auch die
leistungsfähigen Systeme an ihre Grenzen kamen,
wurden temporäre Stahlbetonstützen errichtet,
die wieder herausgebrochen werden, sobald sich
das Gebäude selbst trägt. „Das war von allen
Alternativen die wirtschaftlichste Lösung“, sagt
Oberbauleiter Andreas Friedl.
Gemeinsam Tempo gegeben
Für das Audimax war technische Raffinesse
gefragt. Beim Bau der beiden Gebäudeteile nördlich
und südlich des Audimax standen Schnelligkeit
und Effizienz im Fokus. Eine Wandschalung
mit einseitiger Ankertechnik war deshalb ein wichtiges
Kriterium bei der Auswahl. Die Baumannschaft
entschied sich für die Rahmenschalung
Framax Xlife plus, denn die einfache Ankerung der
Schalung spart bis zu ein Drittel an Zeit. Auch die
gekoppelten Deckentische, mit denen Oberpolier
Michael Drexler schon bei anderen gemeinsamen
Projekten gute Erfahrungen gemacht hatte, sorgten
für mehr Tempo. „Da wir zwei Deckentische
mit nur einem Hub umsetzen konnten, haben wir
nur halb so viele Kranhübe gebraucht und dadurch
50 % an Umsetzzeit gespart. Insgesamt konnten
wir in den Hotel- und Bürokomplexen je ein
Regelgeschoss in nicht mal zwei Wochen fertig
betonieren“, so der Oberpolier.
Die Bodenplatten des Nord- und Südbaus haben
es mit einer Dicke zwischen 1,20 m und 2,25 m
in sich. Bei dieser Masse gilt es, ärgerliche Folgeschäden
zu vermeiden. Denn hohe Temperaturunterschiede
in einem solchen Betonquerschnitt
führen zu Spannungen im Bauteil und damit
oftmals zu Rissen. Um dem entgegenzuwirken,
kam das Betonmonitoringsystem Concremote zum
Einsatz. Dessen Sensoren liefern in Echtzeit Daten
zur Temperatur- und Festigkeitsentwicklung des
Betons. Beim Einsatz im Hotel und Audimax von
GALILEO wurde so die Temperaturentwicklung
der massigen Bodenplatten überwacht, um zu hohe Temperaturunterschiede beim chemischen
Abbinde-Prozess des Betons zu vermeiden. Damit
leistet Concremote langfristig einen wichtigen
Beitrag zur Qualitätssicherung des Bauwerks.
Auf die gute Zusammenarbeit wird am Ende
gemeinsam angestoßen – natürlich mit frisch Gebrautem
des neuen Garchinger Campus Bräus. //
Herausforderung:
Statik des Audimax: Das Gebäude trägt
sich erst mit der obersten Decke von
selbst. Deshalb mussten sämtliche darunterliegenden
Decken mit z.T. sehr großen
Höhen bei hohen Lasten unterstützt
bleiben.
Lösung:
Lastenaufnahme durch 7.000 Deckenstützen
Eurex 20/30, 490 Deckenstützen
Eurex 100 plus, 2.300 Staxo-Rahmen
(Traggerüst) sowie temporäre Stahlbetonstützen.
Land
Deutschland
PLZ
85748
Stadt
Garching bei München
Auftraggeber
S. Pöttinger GmbH & Co. KG Bauunternehmung