DokaXpress 01/2021
Ein Tunnel wird gebaut, als Teil einer Umgehungsstraße im schweizerischen Toggenburg. Für die Schalungspezialisten von Doka ist es die Feuertaufe ihres neuen mietbaren Systems DokaMT.
Und dann steht es am Eingang zur Grube, wie aus einer Star Wars Episode entsprungen: das Tunnelsystem DokaMT – ein vorkonfigurierter Schalwagen mit Rüttler, Betonverteiler, Verrohrung und Füllstutzen; zimmermannsgerechter Sohlschalung und Nachbehandlungswagen inklusive. Ein ganzer Schalzug also, modular aufgebaut nach dem überwiegend aus Mietteilen bestehenden Baukasten-Prinzip. Das Tunnelprojekt Lochweidli im Kanton St. Gallen, 305 m lang, überwiegend bergmännisch, dazu zwei Portale an den Ein- und Ausfahrten, ist geologisch gesehen jetzt kein Gotthard oder Brenner. Dennoch war die kurze Trasse, die als Teil einer längeren Ortsumfahrung den Transitverkehr von den Gemeinden zwischen Wattwil und Ebnat-Kappel im Toggenburg fernhalten wird, nicht business as usual.
Projekt: Tunnel Lochweidli
Standort: Wattwil, Kanton St. Gallen, Schweiz
Auftraggeber: Tiefbauamt Kanton St. Gallen
Bauausführung: ARGE Weidli (STRABAG/Heitkamp)
Bauweise: Bergmännisch und offen
Gesamtlänge: rund 305 m
Länge Schalwagen: 10 m
Dienstleistungen: Planung, Fertigservice, Montage, Richtmeister, Demontage
Schalungseinsatz: Herbst 2020 - Mai 2021
Es ist ein Lehrstück darüber, wie Menschen ihr Glück darin finden, Bestehendes zu hinterfragen und durch neue Lösungen dazu beitragen, die Welt ein Stück besser zu machen. Die Geschichte in einem Satz: Ein paar Tunnelliebhaber der Doka sehen eine Marktlücke und tüfteln ein System aus, das im Lochweidli in dieser Konstellation seine Feuertaufe hatte. Hier, wo es auf kurze Aufbau- und schnelle Taktzeiten ankam. Auf leichtes Reinigen der Schaloberflächen, auch unter beengten Verhältnissen. Auf großzügige Durchfahrtsöffnungen für den Baustellenverkehr, auf eine Konstruktion, die flexibel den Querschnitt im Bauwerk abbildete. Nicht zuletzt auf ein System, das just-in-time einsatzbereit ist, weil seine Stahlkomponenten komplett vormontiert angeliefert wurden. Klaus Mirna, der das Projekt für Doka vor Ort verantwortete, sagt: „Der Schweizer Markt ist umkämpft, wer ein Stück vom Kuchen abhaben möchte, darf innovativ sein.“ Für Lochweidli hat Doka deshalb eine Komplettlösung gestaltet, die neben den bewährten Standardteilen ein paar Dutzend Komponenten enthielt, die eigens für diesen Tunnel entwickelt wurden.
Das System DokaMT, was für Mining Tunnel steht, ist vielseitig
einsetzbar. Es wächst mit den Anforderungen seiner Nutzer. Es
ist – function follows form – das Multitool unter den Schalwagen.
Mirna drückt es so aus: „Ich habe schon einige Bausteine in meiner
Kiste und jetzt habe ich ein Set mit neuen Steinen, die uns
genau den Bau dieser Art Tunnel ermöglicht.“ Dieser Baukasten
für Erwachsene kann zu großen Teilen als Komplettpaket gemietet
werden. So fuhr der Schalwagen DokaMT auf den zuvor hergestellten Fundamenten durch den Stollen und machte das, was er
am besten kann: betreutes Schalen zum Fixpreis – speziell für
überschaubare Projekte, bei denen sich binnen eines Jahres
Licht am Ende des Tunnels abzeichnet. Nach nur rund neun Monaten ging das System dann auch zurück in den Mietpark.
Die STRABAG als bauausführendes Unternehmen freut‘s, weil
die Baustelle sich schnell wieder aufgeräumt präsentierte und
sie sich die teure Anschaffung gespart hat.
Dass die Schweizer sich von dem innovativen One-Stop-Shop- Modell überzeugen ließen, liegt auch an Menschen wie Robert Riesenberger, der so etwas wie der geistige Ziehvater des DokaMT ist. Er hat zusammen mit seinem Team die vergangenen 2,5 Jahre tausende Arbeitsstunden in die neue System lösung gesteckt. „Und so entstand aus einer Ansammlung von Trägern und Streben ein modular aufgesetzter Baukasten, mit dem sich jedes gewünschte Gebilde formen und an verschiedenste Querschnitte anpassen lässt“, fasst Riesenberger zusammen, nicht ohne hinzuzufügen: „Sofern statisch vertretbar.“
Vielleicht war es hilfreich, nicht den Tunnelblick aufzusetzen und eine Spur größer zu denken. Alles einzubeziehen und jeden, der früher oder später mit dem attraktiven Mietsystem zu tun haben wird. Neben bestehenden und potenziellen Kunden natürlich auch die, die tagtäglich damit arbeiten. Das Schönste für alle Beteiligten, so erzählt Riesenberger, war es, die Schalungslösung nicht nur im CAD wachsen zu sehen, sondern leibhaftig, unter realen Bedingungen.
Bei allem, was man aus der Schweiz hört, hat sich der Aufwand gelohnt. Die Baustellencrew war recht zufrieden mit dem Ergebnis. Die Doka-Ingenieure, ganz Tüftler und Forscher, stecken bereits in neuen Kreativprozessen. Immer auf der Suche nach weiteren Anwendungen, für die ein Baukasten Sinn ergeben könnte. „Als Kind habe ich gern mit Bausteinen gespielt und das hat sich im Erwachsenenalter fortgesetzt“, sagt Projektleiter Riesenberger. „Jetzt sind die Teile halt ein bisschen größer geworden.“ Ein bisschen viel größer, wie festzuhalten bleibt.
Mit dem Schalwagen DokaMT liefert Doka ein mietbares Bau kastensystem, das besonders attraktiv für kurze Bauphasen ist.
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