Getreu dem Motto "Was nicht passt, wird passend gemacht" lieferte Doka beim Neubau der Rheinbrücke Hard-Fußach maßgeschneiderte Schalungslösungen.
Was haben Ingenieure im Infrastrukturbau mit Menschen von besonderer Statur gemeinsam? Nun, ähnlich wie bei letzteren Kleidung von der Stange häufig nicht gut sitzt oder gar nicht erst in der benötigten Größe und Passform angeboten wird, sehen sich auch Brücken-, Tunnel- oder Kraftwerksbauer oft mit der Herausforderung konfrontiert, dass angesichts der speziellen Dimensionen ihrer Projekte Standardlösungen nicht einsetzbar oder nicht verfügbar sind. Das gilt auch beim Thema Schalung. Wenn dann noch komplexe Geometrien – um beim obigen Beispiel zu bleiben: ausgefallene Schnittmuster – ins Spiel kommen, braucht es schon einen versierten Schneider aka Schalungsspezialisten, der einem die Schalungslösung mit allen Extras auf den Leib bzw. das Bauwerk schneidert.
So geschehen auch beim Projekt Neue Rheinbrücke Hard-Fußach, für das Doka unter anderem auch individuell zugeschnittene Schalwagen lieferte.
Bauwerkstyp
speziell vorgespannte Verbundbrücke vom Typ Extradosed-Brücke
Herausforderung
komplexe Brückengeometrie mit außergewöhnlich breitem, asymmetrischem Querschnitt und strenge statische Vorgaben resultierend aus der speziellen Konstruktionsweise
Lösung
maßgeschneiderter Verbundschalwagen mit zwei Längsfachwerken und zwei zusätzlichen Reihen Pendelstützen im Querschnitt sowie Schalwagen TU mit Sonderrahmen für die Gesimskappe
Nahe Bregenz, kurz vor der Mündung des Rheins in den Bodensee, verbindet eine Brücke die beiden Vorarlberger Gemeinden Hard und Fußach. Doch wie so viele andere war auch diese 1972 errichtete Verkehrsüberführung allmählich in die Jahre gekommen. Um das flussüberspannende Bauwerk den heutigen verkehrstechnischen Anforderungen anzupassen und zudem für verbesserte Hochwassersicherheit zu sorgen, wurde die Abtragung der bestehenden und der Neubau einer modernen Ersatzbrücke beschlossen.
Die Planung sah dafür eine speziell vorgespannte Verbundbrücke vom Typ "Extradosed-Brücke" vor – ein relativ neuer Brückentyp, bei dem die Führung von Spanngliedern außerhalb des Querschnitts des Fahrbahnträgers verläuft (frz. „extrados“ = außerhalb liegender (Gewölbe-)Rücken). Hinzu kamen weitere architektonische Besonderheiten, wie z.B. eine spezielle Geometrie der Pfeiler, die sich von unten nach oben von einer Raute zu einem Rechteck "entfalten" sollten.
Bei der Entwicklung einer Schalungslösung verlangte vor allem der mit über 24 m außergewöhnlich breite, und zudem asymmetrische Querschnitt der Extradosed-Brücke nach einer Extradosis Expertise. Die ARGE bestehend aus HABAU Hoch- und Tiefbau GmbH, MCE GmbH und WILHELM+MAYER Bau GmbH vertraute beim gesamtem Projekt in puncto Schalung auf das Knowhow von Doka.
„Für unsere Infrastrukturprojekte benötigen wir immer wieder individuelle Schalungslösungen, die auf uns zugeschnitten sind. Auf das Engineering-Knowhow von Doka können wir uns dabei immer verlassen. So auch bei der Rheinbrücke Hard-Fußach."
Während die Pfeiler dank einer Trägerschalung Top 50 und speziell angefertigten Formholzkästen aus dem Doka-Fertigservice ihr maßgeschneidertes Kleid erhielten, schneiderten die Brücken-Designer von Doka auch dem Fahrbahnträger und der Gesimskappe die passende Schalungslösung auf den "Betonkörper". Um dem außergewöhnlich breiten Querschnitt Rechnung zu tragen, kam für die Fahrbahnplatte ein Verbundschalwagen im XL-Format mit zwei Längsfachwerken und zwei zusätzlichen Reihen Pendelstützen zum Einsatz. Die Querfachwerke des Schalwagens wurden dabei an vier anstatt wie üblich zwei Punkten abgestützt, um die enormen Lasten abtragen zu können. Die Herausforderung für die Ingenieure bestand dabei auch darin, dass diese Lasten punktgenau, also nach exakt vorgegebenen Verhältnissen und unter Einhaltung aller zulässigen Maximalwerte in den Stahlbau abzuleiten waren. Dass die Doka-Spezialisten auch bei einem Projekt dieser Größe und Komplexität das Thema Wirtschaftlichkeit immer im Blick behalten, zeigte sich beim Verbundschalwagen in den Details. So waren die Aufständerungen im Beton wiederverwendbar und konnten von Bauabschnitt zu Bauabschnitt "mitgenommen" werden. Dadurch konnten die benötigten Vorhaltemengen effektiv reduziert werden.
Auch bei der Gesimskappe verlangte die komplexe Brückengeometrie nach einer individuellen Schalungslösung. Betoniert wurde hier mithilfe eines Schalwagens TU, dessen unten geführte Tragkonstruktion durch einen Sonderwagen an den ungewöhnlich kurzen Kragarm angepasst war. Mit dieser Kombination aus Verbundschalwagen und Schalwagen TU konnte die über 255 m lange Fahrbahnplatte der neuen Brücke allen Vorgaben entsprechend umgesetzt werden. Polier Daniel Kopp (HABAU Hoch- und Tiefbau GmbH) zeigte sich mit der Kompetenz und Lösungsorientierung der Doka-Schalungsspezialisten hoch zufrieden: „Für unsere Infrastrukturprojekte benötigen wir immer wieder individuelle Schalungslösungen, die auf uns zugeschnitten sind. Auf das Engineering-Knowhow von Doka können wir uns dabei immer verlassen. So auch bei der Neuen Rheinbrücke Hard-Fußach."
Die Freigabe der Brücke für den Verkehr ist für Oktober 2022 geplant. Neben zwei Fahrstreifen werden dann auch eine Busspur, sowie ein separater Rad- und Gehweg die Überquerung des Rheins per Bus, Fahrrad oder zu Fuß ermöglichen. Übrigens: Als Teil des internationalen Renaturierungsprojekts Rhesi – Hochwasserschutz im St. Galler und Vorarlberger Rheintal ist die neue Brücke auch für die Zukunft gerüstet, denn sie bietet dem Rhein künftig ausreichend Platz für sein neues Flussbett.
Jahr der Fertigstellung
2022
Bauzeit
ca. 2 Jahre
Land
Österreich
PLZ
6971
Stadt
Hard
Bauausführung
ARGE bestehend aus HABAU Hoch- und Tiefbau GmbH, MCE GmbH und WILHELM+MAYER Bau GmbH
Konstruktionsmethode
speziell vorgespannte Verbundbücke vom Typ Extradosed-Brücke
Länge der Brücke
255,6 m
Querschnitt der Brücke
24,4 m