Der neue Hafenmarkt Münster ist optisch geprägt von viel Klinker, der immer wieder durch Elemente aus Sichtbeton durchbrochen wird. Dort steht ein 24 m hoher Uhrenturm, eine Mischung aus Klinker, Glas und Beton. Die schalungstechnisch größte Herausforderung ist dessen filigrane Südwand aus (Sicht-)Beton: Diese verdreht sich zum Markt hin um 90 Grad und wird dann zum Vordach des angrenzenden Supermarktes.
Im Stadthafen von Münster ist mit dem Hafenmarkt ein nutzungsgemischter Standort aus Nahversorgern, Gastronomie, Dienstleistern, Praxen, Kitas, Wohnungen und einer Quartiersgarage entstanden. Herzstück des Areals ist ein Edeka-Markt mit integriertem Markthallenkonzept. Das komplexeste und zeitaufwändigste Betonbauteil des Hafenmarktes ist der so genannte „Twist“, ein Flugdach in ca. 9 m Höhe, das um 90 Grad verwunden in die südliche Wand des Uhrenturmes übergeht. Für die Schalungsplanung und -ausführung wandte sich die bauausführende Köster GmbH an Doka.
Gebäudetyp
Um 90° gedrehtes Vordach bzw. Uhrenturmwand (ineinander übergehend)
Herausforderung
- Filigranes Bauteil in Sichtbeton mit 90°-Drehung
- Eingeschränkte Platzverhältnisse
- Ursprünglich erst Bau des Flugdaches, dann Bau des Supermarktes geplant, d.h. man hätte um den filigranen TWIST herum alles per Kran transportieren und bauen müssen, ohne das Bauteil zu beschädigen
Lösung
-Visualisierung per 3D-Modell in VR
- Bauplanung angepasst: erst Supermarkt, dann TWIST errichten
- Sonderschalungskästen mit Staxo 100-Türmen
Die Doka-Techniker erstellten zum besseren Verständnis ein 3D-Modell des „Twist“, das per VR begangen werden konnte. So erhielt die Baumannschaft ein eindrucksvolles Bild von dessen tatsächlicher Größe und Geometrie. Dadurch wurde schnell klar, wie filigran das Bauteil im frei schwebenden Zustand wäre – deshalb entschied sich die Bauleitung, entgegen des ursprünglichen Plans, zuerst den Supermarkt und dann den „Twist“ zu bauen. Dies erwies sich am Ende als eine enorme Zeit- und Kostenersparnis, u.a. weil man sich ein zweites Traggerüst zur Bauteilsicherung sparte, oder man mit dem Bau des Supermarktes beginnen konnte, während parallel die Schalungsplanung für den „Twist“ weiterging.
In Summe erfolgte die Planung vollständig 3D-gestützt und wurde Köster neben den Schalungsplänen als AR-Modell zur Verfügung gestellt.
Doch auch in der Umsetzung steckte der Teufel im Detail. So mussten ein Teil des insgesamt 40 m langen Flugdachs sowie die 90°-Verdrehung zwar in Segmenten betoniert werden, es sollte aber nicht danach aussehen. „Kein Versatz zwischen den Übergängen, und das ist bei diesen Gegebenheiten. Das ist schon eine Kunst, die Absätze so hinzubekommen, dass es hinterher wie aus einem Guss aussieht“, erklärt André Richter, Projektleiter bei Köster und mit verantwortlich für die tadellose Ausführung. „Außerdem gab es noch die Frage, wie das Regenwasser optimal abfließen sollte. Eine Edelstahlkante hätte optisch gestört. Also haben wir uns für eine im Beton eingelassene Regenrinne entschieden.“ Die Schalungskonstruktion waren sich neigende, speziell angefertigte Schalungselemente auf Spindelgespärre, die mit Staxo 100-Türmen unterstellt waren. Die Planung der Schalungselemente wurde durch das Team Montageplanung von Doka unterstützt. So konnten Flächenabwicklungen der Schalhaut erstellt werden, die den Schalhautzuschnitt der verwundenen Oberflächen inklusive der Ankerbohrungen per CNC ermöglichten.
Mit dem Ergebnis seien sowohl die Baufirma als auch der Bauherr höchst zufrieden, besonders die dreidimensional gekrümmte Betonfläche als optisches Highlight sei sehr gelungen. Der Eröffnung des Hafenmarktes Münster erfolgte im Februar 2024.
Jahr der Fertigstellung
2024
Land
Deutschland
Stadt
Münster
PLZ
48115
Bauusführung
Köster GmbH
Auftraggeber
Stroetmann Grundbesitzverwaltung GmbH & Co. KG